(KK) Bis zur Gründung der Minifeuerwehr Praunheim hatten Kinder bis zum zehnten Lebensjahr keine Möglichkeit ihre Feuerwehr außerhalb der im Kindergarten oder Schule stattfindenden Brandschutzerziehung kennen zu lernen.
Maximal einmal im Jahr besuchte die Kinder im Kindergarten / der Grundschule ein Feuerwehrmann, der gemeinsam mit ihnen überlegte, was die Feuerwehr neben dem Löschen von Bränden für Aufgaben hat.
Auch das Absetzen eines Notrufs gehörte zum Routineprogramm. So wurde Brandschutzerziehung bis vor 25 Jahren ausgeübt. Bis zur Gründung der neuen Nachwuchsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr ab vier Jahren, konnten Kinder erst mit zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr eintreten, sodass die meisten Kinder bereits ihr Augenmerk auf andere Vereine gelegt hatten und langfristig gesehen für den Bereich Freiwillige Feuerwehr verloren waren. Hier galt es anzuknüpfen und etwas neues zu schaffen.
Die Idee einer Nachwuchsabteilung für Kinder ab vier Jahren war geboren! - Die MINIFEUERWEHR wurde ins Leben gerufen.
Am 05.03.1992 wurde die erste MINIFEUERWEHR (Kinderfeuerwehr) Deutschlands (leider ist nicht bekannt ob außerhalb der Landesgrenze eine ähnliche Gruppe bestand) für Kinder ab vier Jahren mit fünf ersten Mitgliedern in Frankfurt Praunheim gegründet. Damals gründete der zu dieser Zeit stellvertretende Wehrführer Wolfgang Mehmel mit seinem Gerätewart Marcus Döpfner eine Nachwuchsabteilung, um interessierten Kindern, zwischen vier und zehn Jahren die Möglichkeit zu geben, mehr über das Thema rund um die Feuerwehr zu erfahren. Schnell wurde aus der anfänglich kleinen Kindergruppe, bestehend aus Kindern von Mitgliedern der Einsatzabteilung und aus der Nachbarschaft der Feuerwehr, eine immer größer werdende Gruppe.
In der Minifeuerwehr lernten die Kinder unter anderem spielerisch den respektvollen Umgang mit Feuer, einfache Maßnahmen der Ersten Hilfe, das Absetzen eines Notrufs, sowie das untereinander Unterstützen oder Hilfe holen. Natürlich kam bei den Kindern auch der Spaß nicht zu kurz: sie durften (natürlich mit Hilfe eines Erwachsenen) die noch viel zu großen Gerätschaften der Feuerwehr erkunden.
Bis ins Jahr 1995 betreuten die Feuerwehrleute Mehmel und Döpfner die jüngsten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. Anschließend wurde die Abteilung in die Hände von Gerhard Suchomel, seiner Lebensgefährtin Martina Kühn und das nun wachsende Betreuerteam mit Michael Waldhäuser, Wolfgang und Anja Glaser sowie Martin Simon gelegt.
Die Kinder wurden weiterhin jeden Freitag ab 16.00 Uhr für rund eine Stunde im Feuerwehrhaus an der Bitz 20 empfangen und betreut. Die Leitidee der Minifeuerwehr ist heute noch die gleiche wie damals. Es geht darum mit den Kindern spielerisch eine Brandschutzerziehung durchzuführen und auch Dinge zu lernen, die ihre sozialen Kompetenzen steigern und ihnen im Alltag von Nutzen sind. Das damalige Motto, welches die Minifeuerwehr in all den Jahren prägen sollte, lautete: „schon ein Kind, das durch die Minifeuerwehr lernt, sich selbst in Sicherheit zu bringen, ist es wert, eine Minifeuerwehr durchzuführen.“
Seit März 2013 werden die Geschicke der Minifeuerwehr von Nadine Zimmermann und Andreas Velte geführt.
Aufgrund der in den Jahren gewachsenen Mitgliederzahlen besteht das Betreuerteam der Minifeuerwehr mit Rosi Baumkötter, Anita Kappes, Benjamin Hinze, Gerhard Suchomel, Martina Kühn und Katrin Kappes aus sechs festen Teamern, die bei Bedarf immer wieder durch weitere Mitglieder der Einsatzabteilung ergänzt werden können.
In den 25 Jahren traf sich die inzwischen 41 Kinder starke Abteilung darüber hinaus neben ihren Diensten am Freitagmittag zu den jährlich stattfindenden Veranstaltungen wie der stadtübergreifenden Miniolympiade, unserer Praunheimer Schnitzeljagd, sowie zusätzlich zu interessanten Ausflügen rund ums Thema Feuerwehr. Besucht wurde unter anderem das Feuerlöschboot, der Rettungshubschrauber Christoph 2, verschiedene Feuer- und Rettungswachen sowie die Atemschutzübungsstrecke der Berufsfeuerwehr Frankfurt und noch vieles mehr.
In der ersten Zeit wurden alle Beteiligen für Ihre Idee belächelt und das Projekt Minifeuerwehr ausschließlich für eine kurzzeitige Aktion gehalten. Die Kritiker behielten unrecht: bis heute haben bereits 12 von 28 in Frankfurt existierenden Freiwilligen Feuerwehren eine Minifeuerwehr und weitere werden folgen. Die Idee der Praunheimer aus dem Jahr 1992 diente dabei als Vorbild und hat als „Frankfurter Modell“ auch außerhalb der Stadt Schule gemacht. Inzwischen sind neun ehemalige Mitglieder der Minifeuerwehr zu Mitgliedern der Praunheimer Einsatzabteilung geworden. So kann ein Kinderspaß zur ehrenamtlichen, ernsthaften Aufgabe in der Freizeit der nun Erwachsenen werden.
Die örtliche Presse berichtet über unser Jubiläum
Frankfurter Neue Presse vom 03.03.2017
Die Freiwillige Feuerwehr Praunheim ist Vorreiter. Vor 25 Jahren gründete sich dort die erste Mini-Feuerwehr in Deutschland. Zwischen vier und sechs Jahren sind die Nachwuchs-Brandschützer, die spielerisch an wichtige Themen wie Hilfe im Notfall oder Brandschutzerziehung heranführen.
Praunheim.
„Mein Gott, was bin ich alt“, sagt Wolfgang Mehmel, lehnt sich im Stuhl zurück und streicht sich durch das dichte Haar. Dem 65-Jährigen ist gerade bewusst geworden, dass die ersten Mitglieder der Praunheimer Mini-Feuerwehr mittlerweile erwachsene Frauen und Männer sind. Viele von ihnen sind der Freiwilligen Feuerwehr treu geblieben, einige haben sogar ihr einstiges Hobby zum Beruf gemacht. 25 Jahre, ein Vierteljahrhundert ist es nun her, dass Mehmel die Wehr für die Jüngsten, die Vier- bis Zehnjährigen, gründete. Für verrückt erklärt worden sei er damals von seinen Feuerwehrkollegen. Heute wird er für seinen Mut bewundert und die Idee von vielen Feuerwehren in ganz Deutschland übernommen. Alleine in Frankfurt gibt es mittlerweile zwölf Mini-Feuerwehren.
Mehmel wusste damals, dass er Neuland betritt. Vergleichbare Modelle gab es in Deutschland nicht. Behörden mussten überzeugt, die Versicherung geklärt werden. Überzeugungsarbeit musste er auch beim Eintrittsalter leisten. Vier Jahre fanden viele Kollegen zu jung, Mehmel genau richtig. „Weil in diesem Alter ein besonderer Gefahrenschwerpunkt besteht. Zudem werden über die Kinder die Eltern erreicht. Was Kinder bei der Mini-Feuerwehr lernen, zeigen sie zu Hause. Das ist wichtig“, erklärt er.
Vier Kinder kamen zum ersten Treffen der Praunheimer Mini-Feuerwehr am 5. März 1992, heute zählt sie 44 Mitglieder. 33 Jungen und elf Mädchen, im Durchschnitt sechseinhalb Jahre alt. Rund 25 Kinder sind es, die jeden Freitag ins Gerätehaus kommen. Eine Stunde verbringen sie dort gemeinsam, üben was im Notfall zu tun ist, lernen etwas über Ernährung, bestaunen einen Feuerwehrmann in ganzer Montur, basteln, machen Sport und spielen.
„Nicht alles, was wir tun, hat mit Feuerwehr zu tun. Wir wollen den Kindern ein abwechslungsreiches Programm anbieten. Sie sollen Spaß haben. Das steht an oberster Stelle“, erklärt Andreas Velte, stellvertretender Miniwart. Achtköpfig ist das Team der Mini-Feuerwehr, angeführt wird es von Nadine Zimmermann. Die 29-Jährige ist ein Eigengewächs der Freiwilligen Feuerwehr Praunheim, mit sechs Jahren trat sie den Minis bei. Die große Altersspanne sei bei ihrer Arbeit eine der Herausforderungen.
„Wir müssen wichtige Themen so verpacken, dass sie verständlich für die Vier- aber nicht zu langweilig für die Zehnjährigen sind“, erklärt sie. Das klappe meist gut, auch dank eines „tollen Teams“. Das hatte Wolfgang Mehmel vor 20 Jahren so nicht. 1996 entschied er sich, seinen Job bei der Mini-Feuerwehr in andere Hände zu übergeben. Seine Aufgaben als Wehrführer und Gerätewart füllten ihn aus, darunter sollten die Jüngsten nicht leiden.
1996 wurde das Logo entwickelt, das bis heute für alle Mini-Feuerwehren der Stadt gilt. Ein kleiner grüner Drache, mit gelbem Helm und roter Gießkanne. Flammi heißt das putzige Reptil, das bewusst keinen Schlauch zwischen seinen Drachenhänden festhält. Ein Schlauch ist für die Nachwuchs-Brandbekämpfer nämlich tabu.
„Viele der Kinder fühlen sich ohnehin schon wie ein richtiger Feuerwehrmann, das darf nicht gefördert werden. Sie müssen wissen, was im Brandfall zu tun ist. Das ist nicht das Löschen des Feuers, sondern das Wählen der Notrufnummer“, erklärt Andreas Velte. Den Umgang mit dem Schlauch lernen die Knirpse bei der Jugendfeuerwehr. Mit zehn Jahren dürfen sie dort hineinschnuppern und können es meist kaum erwarten, endlich zu den Großen zu gehören.
Dass die Praunheimer mit ihrer Mini-Feuerwehr Pioniere nicht nur in Frankfurt, sondern in ganz Deutschland waren, das interessiert Wolfgang Mehmel nur am Rande. „Das ist schön, aber wirklich nebensächlich. Uns kam und kommt es auf die Kinder an – nicht mehr und nicht weniger. Sie sollen etwas lernen, sie sollen Spaß haben“, betont er.
geschrieben von Judith Dietermann
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Frankfurter Rundschau vom 08.03.2017
Bereits seit 25 Jahren gibt es die Minifeuerwehr in Praunheim. Die Gruppe war 1992 die erste in der Stadt. Eine Feier im Mai ist Teil des Tags der offenen Tür.
Sie waren Pioniere. Als sich 1992 die Praunheimer Minifeuerwehr für Kinder ab vier Jahren gründete, war sie die einzige in Deutschland, berichtet Wolfgang Mehmel. Der Gründer war damals zugleich bei der SG Praunheim Jugend-Fußballtrainer und stellvertretender Wehrführer bei der Feuerwehr Praunheim. „Ich musste mich aus Zeitgründen zwischen Feuerwehr und Fußball entscheiden“, erinnert sich der heute 65-Jährige.
Es wurde die Feuerwehr. Mehmel vermisste aber die Arbeit mit Kindern. Zudem war ihm aufgefallen, dass es durchaus Bedarf an Brandschutzerziehung bei den jüngeren Praunheimern gab. Also gründete er eine Minifeuerwehr. Was allerdings gar nicht so leicht war. Die vorgesetzten Feuerwehr-Verbände, Behörden und Versicherungen taten sich schwer mit der Idee. „Das fing ja schon damit an, dass in den Löschwagen keine Gurte sind“, berichtet Mehmel: „Wir betraten Neuland.“ Mit Erfolg. Gut 44 Kinder, 33 Jungs und elf Mädchen zwischen vier und zehn Jahren, sind heute bei der Wehr aktiv.
Derzeit lernen sie nicht nur, wie sie sich im Brandfall verhalten müssen. Sie bereiten auch die Feier zum 25. Geburtstag im Feuerwehrhaus An der Bitz vor.
Die Minifeuerwehr trifft sich jeden Freitag von 16 bis 17 Uhr im Feuerwehrhaus (An der Bitz 20). Weitere Infos gibt es unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder www.feuerwehr-praunheim.de
„Das trägt man auf dem Kopf. Das schützt einen“, sagt der sechsjährige Casper in eine Kamera. Das Lösungswort „Feuerwehrhelm“ verrät der Knirps vorerst nicht. Casper soll gemeinsam mit Jannick (7) und Olivia (9) typische Dinge rund um die Feuerwehr vor der Kamera erklären, ohne den eigentlichen Begriff dabei zu verwenden. Wie bei der Fernsehsendung „Dingsda“. Der gefilmte Ratespaß ist einer der Programmpunkte der Feier.
Die Gäste sollen die Begriffe erraten, erklärt Betreuerin Nadine Zimmermann. Das Filmteam hat der Jugendclub Praunheim entsendet. Es ist die reguläre Gruppenstunde freitags von 16 bis 17 Uhr. Wer nicht Begriffe erklärt, lauscht Benny Hinse und Anita Kappes, die auf spielerische Weise verschiedene Schlauch- und Anschlussstücke vorführen und ihre Geheimnisse erklären.
Natürlich sollen die jungen Leute nicht mit zum Einsatz ausrücken und löschen. Aber lernen sollen sie es. Noch wichtiger: Die Betreuer vermitteln den Kindern, wie sie bei einem Feuer oder einem anderen Notfall zu reagieren haben, ohne sich dabei selbst in Gefahr zu bringen. Etwa, die Notfallnummer 112 anzurufen „und was sie dann am Telefon sagen müssen“, sagt Andreas Velte. „Das muss so in Fleisch und Blut übergehen, damit sie es im Falle der Fälle richtig machen.“
Sonja Suchomel hat das längst verinnerlicht. Die 13-jährige ist schon seit neun Jahren dabei, mittlerweile bei der Jugendfeuerwehr. Doch wenn die Minis Gruppenstunde haben, kommt sie gerne vorbei und hilft, den quirligen Haufen zu betreuen.
Ihre Eltern, Martina Kühn und Gerhard Suchomel, heute stellvertretender Wehrführer, haben 1992 zusammen mit Wolfgang Mehmel die Mini-Feuerwehr aufgebaut. „Das macht mir hier riesigen Spaß. Das ist für mich wie eine zweite Familie“, sagt die 13-Jährige.
geschrieben von Sonja Thelen
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